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Die Weißenseer Rennbahn als Arena

"Auf dem Terrain der Weißenseer Rennbahn finden jetzt die Aufnahmen zu dem historischen Kolossalfilm Veritas vincit' aus der Zeit des Römischen Kaisers Decius statt, der von der Mayfilm-Gesellschaft hergestellt wird. Große Dekorationen sind aufgebaut worden, die den Circus Maximus des alten Rom darstellen. Eine stolze Fassade mit mächtigen Säulen umgibt das Bild. Eine geteilte Treppe führt von beiden Seiten herab, vereinigt sich in der Mitte des Bildes und führt dann als Freitreppe noch einige Stufen nach vorn herab, so den Blick freigebend auf ein schweres, mit Löwenköpfen geziertes Portal. Davor ist der erhabene Platz des Kaisers, und in der Tiefeweitet sich die Arena . . . "

Der Film, Nr. 36, 7. 9. 1918


bedeutendsten Regisseure des deutschen Stummfilms, standen in Greenbaums Atelier. Dieser Lupu Pick war, als er 1913 nach Berlin ans Kleine Theater Unter den Linden Ecke Friedrichstraße verpflichtet wurde, noch fast unbekannt. Ein ganz Großer des Theaters ist er nie geworden, doch spielte er neben Alfred Abel, Paul Bildt, Werner Krauß, mit Emil Jannings und Agnes Straub. Entdeckt für den Film wurde er von R. Oswald, dem Autor des Erfolgsfilms 1914 nach Conan Doyles "Hund von Baskerville". Die Karriere des Filmschauspielers Lupu Pick führte über Weißensee. Und wahrscheinlich ist, daß Lupu Pick dem Beispiel R. Oswalds folgte, als er sich 1918 mit seiner Filmgesellschaft selbständig machte.
 Der Krieg war 1918 vorbei. Während in Weimar die Abgeordneten an der Republik bastelten, spielten die Kinos "Madame Dubarry" - die friedliche Welt vor der Revolution. Das Illusionskino brach sich Bahn, der Film bediente die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen nach fernen und heilen Welten in einem vom Krieg zerrütteten Land. In Weißensee wurde 1918 die Rennbahn zum Anziehungspunkt. Die gewaltigen Bauten des römischen Circus Maximus waren hier errichtet. J. May drehte in dieser Kulissenwelt, im Greenbaum-Atelier und im Schloß Solitude die Filmtrilogie "Veritas vincit". Die Filmpresse begleitete den Monstre-Film schon ausgiebig während der Dreharbeiten von August bis Oktober 1918, und den 4. April 1919 als Premierentag verkündeten sogar Flugzeuge über dem Himmel von Berlin. "Joe May hat für die Universum-Film-Aktiengesellschaft diesen Film inszeniert. Den größten deutschen Film. Ein Werk, welches wie die berühmten Vorbilder ,Quo vadis`, Cleopatra' und andere Weltruhm erringen wird." Die Presse spiegelte die Ambitionen der Ufa und deren Zielrichtung, gegen die Vorherrschaft Hollywoods anzutreten. Bei J. May sollte in den kommenden Jahren jeder Film "der Welt größter Film" werden.
Zu dieser Zeit hatte auch das benachbarte Atelier Franz-JosephStraße 9 einen neuen Mieter. Nach dem Weggang von E. Reicher war hier die OHG Decla-Filmgesellschaft Holz & Co. eingezogen. Verantwortlicher Produzent war Erich Pommer, der die Decla (Deutsche Eclair) gemeinsam mit Eugen Baruch und Hermann Saklikower gegründet hatte. Seinen Einstieg ins Filmgeschäft hatte auch E. Pommer mit den damals beliebten Detectiv-Serials, bei denen Alwin Neuß Regisseur und Hauptdarsteller war. Doch E. Pommer war darauf hinaus, die Grenzen des Films zu erweitern. Regisseure wie Carlheinz Boese, F. W. Murnau, Johannes Guter, Otto Rippert, Robert Wiene, Ludwig Berger arbeiteten bei der Decla, Kameraleute wie Willy Hameister, Carl Hoffmann und Karl Hesselmann. Für Fritz Lang vermittelte E. Pommer Kontakte zu J. May, für den dieser zunächst Filmdrehbücher schrieb; bei E. Pommer drehte F. Lang 1919 seinen ersten Film "Halbblut". Pommer gelang es, den vom Expressionismus beeinflußten Maler Hermann Warm, die Architekten Robert Herlth, Walter Reimann und Walter Röhrig an die Decla zu binden. In den Monaten, wo die Decla in Weißensee produzierte, sollten hier einige der herausragenden Werke der deutschen Filmgeschichte, darunter das wohl bekannteste Werk des deutschen Stummfilms, entstehen: "Das Cabinet des Dr. Caligari".


Erich Pommer


Werbung der Firma Decla

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