Der Film kam in einer Periode des geistigen Suchens, des Aufbruchs, der Auflehnung gleichermaßen wie der Verzweiflung, als Reflex auf diese Zeit. Mit dem Ende des Krieges war man auf dem Weg zum Bürger einer Republik, man ließ die alten Altäre hinter sich ohne "Umerziehung" durch die Sieger.
Die Zeitgeschehnisse fanden ihre Gestaltung in den Künsten Caligari wurde das Filmmanifest der expressionistischen Kunst. Allerdings, die Geschichte der beiden Autoren Carl Mayer und Hans Janowitz gab eine Darstellung wirklicher Schrecknisse und endete mit dem Sieg der Vernunft. E. Pommer soll den Stoff ursprünglich für F. Lang vorgesehen haben, der zu dieser Zeit mit dem Projekt "Die Spinnen" beschäftigt war. Ihm wird jedoch eine wesentliche änderung am Stoff zugeschrieben. Gegen den Protest der Autoren hatte Robert Wiene als Regisseur eine Rahmenhandlung hinzugefügt, die die geschilderten Geschehnisse zum Ausdruck einer kranken Phantasie werden ließ.
Der Caligari-Film hatte am 27. z. 1920 in Berlin Premiere. Eine ungewöhnliche Werbekampagne kündigte den Film an. Plakate überall in der Stadt mit der Aufforderung "Du mußt Caligari werden!" verhießen etwas Ungewohntes. Doch fast wäre der Film durchgefallen. "Das Publikum schwankte zwischen Heiterkeit und Unverständnis", schrieb K. Tucholsky in der Premierenkritik. Um als erfahrener Rezensent aber den Hilferuf hinzuzufügen"... ein guter Film. Mehr solcher!"
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Carl Mayer
1894 - / 1944
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Autor des Caligari und weiterer- Filme von F. W. Murnau, G. Pick, L. Jessner
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Inhalt
"Dr. Caligari, dämonischer Arzt und Mörder, unangreifbar dem Arm der Gerechtigkeit (er bedient sich eines Somnambulen als Werkzeug), wird von seinem Gegenspieler, dem er Freund und Geliebte raubte, im Irrenhaus aufgespürt; dort haust der Unhold als Direktor-. Der rächende Jüngling entlarvt den Hüter der Irren als selber Irren, dem das Exempel vergilbter Verbrechermemoiren zur fixen Idee wurde. Und alle diese Vorgänge, reproduziert als Erzählung des Jünglings, enthüllen sich schließlich als Phantasien eines abermals kranken Gehirnes und können darum mitsamt den anstößigen Dekorationen von einem geneigten Publico freundlichst zu Gute gehalten werden; umso eher, als auch der Direktor, ein de facto kreuzbraver Kerl, dem jungen Patiernten nunmehr Genesung in Aussicht stellt.. Man war schließlich im Irrenhaus gewesen . . ."
Ernst Angel. Ein "expressionistischer" Film. Die neue Schaubohne, April 1920
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Werner Kraus
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