Filmstadt Berlin Weissensee << Zurück | Start | Home | Vor >>

Wie soll man Filmgeschichte schreiben, wo nur Legenden helfen, ein Vakuum zu füllen. Weißensee wurde zu einem Zentrum des phantasievollen Detektivfilms zu einer Zeit, wo der Krieg selbst ein Hort von Mythenbildung war, wo expandierende Gewalt und die mörderischen Schlachten des Krieges auf dem Bewußtsein der Menschen lasteten wie die tagtäglich zu bringenden Opfer. Konnten die Detektivstories nicht gerade deshalb so populär werden, weil die Legenden vom Sieg menschlicher Gerechtigkeit halfen, in der Gegenwart zurechtzukommen? Ernst Reicher wurde als Schauspieler in der Rolle des Stuart Webbs berühmt, als Autor war er nie verlegen, immer wieder wirksame Filmstoffe zu finden, und als Produzent entwickelte er außerordentliche Agilität. Ob im Kampf gegen Diebstahl, Betrug oder Mord, ob im Milieu der Opiumhöhlen, Verbrecherviertel oder Zuhälterkneipen, für seinen Stuart Webbs gab es nichts Unmögliches, nichts Unlösbares. Als Reicher 1918 Weißensee verließ, um sich in München anzusiedeln, ging mit ihm ein Mythos. Weder Joe Mays Geschichten mit Joe Deebs noch Greenbaums Phantomas-Serie reichten an die Popularität von Stuart Webbs heran.
Was Greenbaum schon mit der Vitascope angestrebt hatte, setzte er auch jetzt fort: Bei ihm spielten die großen Namen von den Berliner Bühnen. Man könnte schon von einem Ensemble sprechen, denn Schauspieler wie Alfred Abel, Ferdinand Bonn, Ernst Matray, Adolf Wohlbrück oder Rudolf Schildkraut gehörten immer wieder dazu. Doch auch junge aufstrebende Darsteller, wie etwa Guido Herzfeld oder Lupu Pick, später einer der

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Ernst Reicher

Schauspieler, Autor, Produzent.
In Weißensee drehte er his 1918 seine
Erfolgs-Stories um den Detektiv Stuart
Webbs

über Ernst Reicher

In einem Punkte muß man vor Ernst Reichereine Verbeugung machen. Wo er uns im StuartWebbs-Film auch begegnet, er arbeitet und arbeitet, daß es eine Freude ist. Er klettert an Häusern empor, springt wirklich ins Wasser, schwimmt, taucht, kriecht Schornsteine hinauf und hinunter, watet durch Kanäle und unterirdische Gänge, erfindet drehbare Türen und Mauern, Wünschelruten, mit denen man die Verbrecher aufspürt, konstruiert Instrumente, mit denen er das Gras wachsen hört; er kann überhaupt alles. Seine Filme sind eine einzige Linie von sensationsgepeitschter Arbeit; alles ist Bewegung, höchste Aktion, Explosion!" M. Salmen: Film-Götter (Frechheiten aber Wahrheiten) Berlin 1919

Vitascope

Der vollständig flimmerfrei arbeitende Projections-Apparat

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