Einladungs- u. Postkarte zur Ausstellung "Filmstadt Weißensee" 1990
Mia May in " Veritas vincit " 1918
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Veritas vincit (1918/19)
Die Weißenseer Rennbahn als Arena
Auf dem Terrain der Weißenseer Rennbahn finden jetzt die Aufnahmen zu dem historischen Kolossalfilm "Veritas vincit" aus der Zeit des römischen Kaiser Decius statt, der von der MayFilm Gesellschaft hergestellt wird. Große Dekorationen sind aufgebaut worden, die den Circus Maximus des alten Rom darstellen. Eine stolze Fassade mit mächtigen Säulen umgibt das Bild. Eine geteilte Treppe führt von beiden Seiten herab, vereinigt sich in der Mitte des Bildes und führt dann als Freitreppe noch einige Stufen nach vorn herab, so den Blick freigebend auf ein schweres, mit Löwenköpfen geziertes Portal. Davor ist der erhabene Platz des Kaisers, und in der Tiefe weitet sich die Arena.
Kreuze mit darangeschlagenen Christen füllen den weiten Raum, der sich aber nicht als eine öde Sandwüste dem Auge darbietet, sondern gärtnerischen Schmuck trägt: Wiesen und niedere Büsche neben breitblättrigen, Palmen und lebendig sprudelnde Wasserkünste. Um Oso wirkungsvoller ist der Gegensatz dieses freundlich gestalteten Bodens zu den düsteren Kreuzen mit ihren armen Opfern und dem davor aufgeschichteten unheilverkündenden Reisig. Ganz im Vordergrund erblickt man zur Seite die umfassende Mauer und darin das vergitterte Loch, aus dem die Löwen auf die Christen losgelassen werden sollen. äußerst geschickt nach dem Hagenbeckschen Prinzip im Hamburg-Stellinger Garten sind die unvermeidlichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Tiefe, mit Wasser gefüllte Gräben, dem Auge des Apparates und somit des Publikums unsichtbar, trennen die Schauplätze voneinander, so daß ohne Gefahr die Bestien auf den ersten Raum gelassen werden können, während die Menge der Christen auf dem zweiten Schauplatz nicht um ihr Leben zu bangen brauchen. Auch sind die trennenden Eisengitter durch die Kreuze sinnreich kaschiert.
Ein buntes Bild entwickelt sich zur Zeit des alten Rom. Christen und Sklavinnen in luftigen Gewändern, stolze Senatoren und kolossale Gladiatoren, Neger in der farbenfrohen Tracht ihrer Heimat, stattliche Leibwachen, Sklavenhalter, dazu die Hauptdarsteller in besonders prächtigen Kostümen, alles das lagerte sich und stand umher angesichts der imposanten Kulissen in einem durch seine Zwanglosigkeit äußerst reizvollen Bild.
Die Aufnahmen selbst gingen trotz der stattlichen Zahl der Statisten und unter den erschwerenden Umständen, wie das Mitwirken vierbeiniger und doch immerhin unheimlicher, zumindest unbehaglicher "Kollegen", bei hellem, sonnigen Wetter glatt vonstatten. Der sehr lebendig dargestellte Film verspricht wirkungsvolle Bilder.
Der Film, Nr. 36, 7. 9. 1918
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